Gesundbrunnen
Der Wahler Gesundbrunnen von 1618
Man schrieb das Jahr 1618, als der Kuh-Hirte von Wahle um Johannis an die Hegewiese in der Aueniederung nordöstlich von Wahle kam. Er fand hier „ein großes Stück Erde herausgeworfen und ein Joch mit Wasser angefüllet“.
Das Wasser, das er entdeckt hatte, erwies sich als heilkräftig. Nachdem etliche Kranke durch das Wasser gesundet waren, breitete sich die Kunde von diesem Heilbrunnen und der Wunderwirkung seines Wassers innerhalb weniger Monate bis an die Nord- und Ostseeküsten und bis an den Oberrhein aus. Das Dorf füllte sich mit Fremden, die in dem Wasser baden oder davon trinken wollten.
Bei den Bauern war keine Kammer mehr frei und auf der „Bröhnenwiese“ (Brunnenwiese), so noch heute die Flurbezeichnung, baute man rasch Hütten und Zelte auf.
Das moorige und eisenvitriolhaltige Wasser half vor allem bei Hautkrankheiten, Geschwüren, Gicht und Lähmungserscheinungen.
Auch Elisabeth, die Tochter des dänischen Königs Friedrich II., erlangte durch das Wasser des Gesundbrunnens ihre Gesundheit wieder. Aus Dankbarkeit verehrte sie der Wahler Kirche zwei Gemälde und ließ den 1605 durch Plünderer zerstörten Altar erneuern.
Der weltberühmte Merian schrieb darüber 1654: “ … vor dem Dorfe ist auf eine Wiesen vor diesem ein Heilbrunnen entsprungen, welchen viel tausend Menschen besuchet, und viel Breßhafte dabei gesund worden. Inmaßen viel Krücken daselbst und in der Kirche zum Gedächtnis verblieben … „.
Die älteste Quelle über den Wahler Gesundbrunnen ist ein vom damaligen Wahler Pfarrer Johann Michaelis sorgfältig geführtes Rechnungsbuch aus den Jahren 1618 und 1619.
Durch die Wirren und Nöte des 30 Jahre andauernden Krieges kamen immer weniger Kranke zur Heilung. Die Wirkung des Wassers ließ immer mehr nach und verblasste, so dass der Gesundbrunnen im Laufe weniger Jahrzehnte verlandete. Als sichtbares Überbleibsel aus dieser Zeit existiert nur noch der „almoßenstock“ (Opfer- oder Almosenstock), der am 14. Dezember 1618 am Gesundbrunnen aufgestellt wurde. Seit seiner Restaurierung im Jahre 1983 hat er seinen Platz in der Wahler Kirche gefunden.
Insbesondere Herrn Dr. Wilhelm Bornstedts umfangreichen Nachforschungen aus dem Jahre 1965 ist es zu verdanken, dass wir in der Lage sind, mit der im Jahr 2000 begonnenen Nachbildung des Gesundbrunnens einen kleinen Einblick in die damalige Zeit und das Geschehen auf der „Bröhnenwiese“ zu vermitteln.
Norbert Tegtbur
Ortsheimatpfleger